Geschichte: Im Jahr 1936 begannen die Bauarbeiten am Fliegerhorst Manching mit der Herstellung der Rollfelder und ab dem Frühjahr 1937 wurde mit der Errichtung verschiedener Hochbauten begonnen. Während der Baumaßnahmen wurden große Teile der Manchinger Keltenschanze (Oppidum von Manching) zerstört, lediglich Notgrabungen in geringem Umfang wurden durchgeführt. Im April 1938 wurde der fertige Flugplatz der Truppe übergeben und wurde offiziell als "Fliegerhorst Ingolstadt" benannt.
Während der Kriegsjahre beherbergte der Fliegerhorst mehrere Fliegerschulen, Jagdschulen und eine Nachtjagdschule, die ihren Ausbildungsbetrieb mit Flugzeugen vom Typ Messerschmitt Bf-110 durchführte. Ab Mitte 1944 bis Kriegsende wurde der Flugplatz von Bombern der allierten Luftwaffen angegriffen. Die Angriffe erreichten im April 1945 ihren Höhepunkt und führten dazu, daß noch intakte Flugzeuge von dem zerstörten Fliegerhorst weiter in den Süden verlegt wurden. Am 26. April 1945 wurde der Horst von der US-Armee besetzt.
Nach der Übergabe des unter US-Verwaltung stehenden Flugplatzes im Jahr 1956 an die deutschen Behörden wurde die Start- und Landebahn erneuert sowie die Infrastruktur für militärischen Flugbetrieb geschaffen. Im Mai 1960 wurde das Aufkärungsgeschwader AG 51 von Erding nach Manching verlegt und nahm sogleich den Flugbetrieb mit Maschinen vom Typ RF-84 Thunderflash auf.
Republic F-84F der Luftwaffe ca. 1960 | Republic RF-84F |
1961 verlagert die Messerschmitt AG ihr Werk von München-Riem nach Manching und die 2940 Meter lange Start- und Landebahn im Süden wird gebaut. 1966 wurde die "Erprobungsstelle 61" von Oberpfaffenhofen nach Manching verlegt. Damit entstanden die Strukturen, die im Wesentlichen heute noch gültig sind; die E-Stelle nennt sich heute "Wehrtechnische Dienststelle für Luftfahrzeuge - Musterprüfwesen für Luftfahrtgerät der Bundeswehr" und aus der Messerschmitt AG wurde "EADS Military Air Systems", zwischenzeitlich umbenannt in "Cassidian" und aktuell unter "Airbus Defence and Space" firmierend.
Wehrtechnische Dienststelle für Luftfahrzeuge - Musterprüfwesen für Luftfahrtgerät der Bundeswehr: Die Anfänge der Flugerprobung in Deutschland lassen sich bis ins Jahr 1916 zurückverfolgen, wo im kleinen Örtchen Rechlin / Müritz noch im Auftrag des Kaisers Fluggeräte für die Streitkräfte getestet wurden. Der verlorene 1. Weltkrieg brachte diese Aktivitäten jedoch nach 1918 zum Erliegen. Ende der 1920er Jahre wurden, unter Umgehung des Versailler Vertrags, bereits wieder Flugzeugerprobungen in Rechlin (und dem später in unmittelbarer Nähe gebauten Flugplatz Lärz) durchgeführt. Nach Ende des 2. Weltkriegs und der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland, war die "E-Stelle" zuerst in Oberpfaffenhofen angesiedelt. 1959 fiel die Entscheidung zum Umzug nach Manching. Mehrere Alternativen wurden geprüft, darunter auch der heutige Standort der WTD 81 in Greding.
In all diesen Jahren gab es die verschiedensten Projekte und Typen bei der "E-Stelle". Eines der interessantesten Entwicklungsprogramme: die deutschen Senkrechtstarter, deren Erprobung u. a. bei der WTD 61 von 1963 bis 1974 durchgeführt wurde (die Prototypen sind im Deutschen Museum Flugwerft Schleißheim in Oberschleißheim zu besichtigen).
Dornier Do 31 Senkrechtstarter Frachtflugzeug 1968 (Quelle: Ralf Manteufel Lizenz: GFDL 1.2) |
VFW Fokker VAK 191 Senkrechtstarter Kampfflugzeug (Quelle: San Diego Air & Space Museum Lizenz: gemeinfrei) |
Aufgrund der aktuellen und zukünftigen Aufgabenstellungen werden Flugzeugspotter in Manching sicher wieder neues und seltenes Fluggerät beobachten können: Einführung des Airbus A400M bei der Luftwaffe, Test von unbemannten Flugobjekten (Drohnen) usw.
Airbus: Airbus (vormals EADS Military Air Systems bzw. Cassidian) beschäftigt in Manching rund 5.500 Mitarbeiter und konzentriert sämtliche Tätigkeiten rund um bemanntes und unbemanntes militärisches Fluggerät am Standort und schafft damit das größte militärische Luftfahrtzentrum in Europa. Gefertigt werden Rumpfsegmente aller über 700 bestellten Eurofighter Typhoon. Die von Deutschland und Österreich bestellten Eurofighter werden hier endmontiert und während der Nutzung betreut. Außerdem werden in der Flugzeugwerft die P-3 Orion der Deutschen Marine sowie die E-3A AWACS der NATO gewartet.
Flugzeugbeobachtung: Der Flugplatz Manching liegt auf einer Höhe von 367 Metern und verfügt über zwei Landebahnen, die nach Ost-West ausgerichtet sind. Die ursprüngliche Nordbahn (07L/25R) mit einer Länge von 2438 x 30 Metern und die 1961 gebaute Südbahn (07R/25L) die mit einer Länge 2940 x 60 Metern zu einer der längsten Landebahnen in Deutschland gehört. Die Südbahn verfügte über eine Zulassung als Space-Shuttle Notlandeplatz.
Die beiden Landebahnen sind relativ gut einzusehen und daher für die Flugzeug beobachtung und -fotografie gut geeignet. Auch gibt es hier, ganz im Gegensatz zu anderen militärischen Flugplätzen, keinerlei Probleme mit Wachen oder Sicherheitsdiensten. Sogar die Benutzung von Leitern, um über den Zaun fotografieren zu können, wird toleriert.
Für Militärspotter ist Manching wahrscheinlich der Platz mit der größten Typenvielfalt in Deutschland. Regelmäßig zu sehen sind sämtliche bei Luftwaffe, Marine und Heer eingesetzten Flugzeug- und Hubschraubertypen. Seit der zivilen Mitnutzung des Platzes durch die IMA sind auch vermehrt Business-Jets und kleinere Linienmaschinen im Anflug. Ebenfalls am Flugplatz Manching beheimatet ist "EADS Heritage Flight" mit einem kleinen Messerschmitt Museum und mehreren flugfähigen Oldtimern. Mit etwas Glück sind Messerschmitt-Maschinen der Typen Bf 108, Bf 109 und ein Me-262 Nachbau auch in der Luft zu bewundern.
Apropos Glück: Es ist durchaus möglich, in Manching 3 Stunden ohne die geringste Flugbewegung am Zaun zu stehen ;-)
Quellen: WTD 61 Manching, EADS, IMA, mil. Luftfahrthandbuch
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